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  • AutorenbildMaj & Rouven

China

Aktualisiert: 7. Dez. 2019

Ganz bewusst haben wir uns dazu entschieden, den Text über unseren Monat in China zu einem anderen Zeitpunkt zu schreiben. Zu einem Zeitpunkt, an dem wir wieder mit leichterem Herzen und ohne zu viel negativen Emotionen zurück blicken können. Um einige Passagen in den nachfolgenden Texten auf unserem Blog nachvollziehen zu können, möchten wir dennoch in ein paar Sätzen, sozusagen als Vorwort, die Zeit in China zusammen fassen. Bereits die Ankunft in China hielt für uns nichts als Kulturschock bereit und ab dem ersten Moment überwogen die negativen Situationen. Kameras und Kontrollen sind in diesem Land allgegenwärtig und bereits am Flughafen hätten sie uns rechtlich gesehen alle Passwörter unserer Handys und Laptops abnehmen dürfen. Gerne werden dann Trojaner auf den Geräten installiert, die den Nutzer ausspionieren…

Mit Glück entkamen wir einer solchen Totalkontrolle. Andere Länder, andere Sitten, versuchten wir uns immer wieder einzureden. Aber nicht jedes Land und nicht alle Sitten können wir in vollem Umfang schätzen und respektieren. Was wir in einem Monat China an Charaktereigenschaften seitens der Menschen erfahren mussten, ist fast unmöglich in Worten zu beschreiben.

Die Art und Weise, wie rücksichtslos die Menschen vor Ort miteinander umgehen, versetzt uns noch heute in eine Schockstarre. Solch eine Respektlosigkeit hatten wir zuvor in keinem anderen Land der Welt erlebt. Es wird geschubst, gerülpst, gespuckt, gefurzt und gekotzt.

Die Menschen drängelten an Orten, wo es nichts zu drängeln gab. Sie zeigten regelmäßig mit Fingern auf uns und lachten sich gehässig über unsere westlichen Gesichter kaputt. „Langnasen!!!“, hieß es von überall her und zum ersten Mal spürten wir Rassismus am eigenen Leib. Viele Chinesen sind unsagbar laut. Sie schreien sich über mehrere Meter hinweg zu und selbst wenn sie nebeneinander stehen schreien sie sich an. Davor wird selbstverständlich auch nicht auf den Hotelfluren mitten in der Nacht halt gemacht. Sie telefonieren mit Lautsprechern, Facetimen jederzeit und überall und spielen extrem laute Musik aus ihren Handys. Als gäbe es die Welt um sie herum gar nicht.

Sie rissen an unseren Armen und zogen uns, ohne zu fragen, vor alle erdenklichen Kameras. Drückten uns ihre Handys ins Gesicht, machten Fotos und Videos.

Wir fühlten uns wie Aliens. Respekt gegenüber Tieren ist in China praktisch nicht vorhanden und uns beschlich das Gefühl, dass auch wir in ihren Augen nicht mehr waren als Tiere.

Das eigentliche Übel und größte Grauen, ist die enorm große Anzahl an Reisegruppen. Extrem laute, schreiende und gedankenlose Massen an Chinesen, die allesamt mit roter Kappe bekleidet einem „Führer“ hinterher laufen. Selbst denken ist in diesem Land keine verbreitete Eigenschaft. Eben so und nicht anders will es schließlich die Regierung Chinas. Touristengruppen waren überall und zu jeder Zeit. Nie hatte man die Chance einen Ort für sich zu gewinnen. Selbst unser „Joker“, schon im Morgengrauen gegen 06:00 Uhr unterwegs zu sein, stach in China nicht.

Die Bevölkerung hat in den letzten Jahren das Reisen im eigenen Land für sich entdeckt. Grundsätzlich ist es eine gute und wichtige Sache, dass man sein Heimatland kennenlernt und entdeckt. Aufgrund der hohen Bevölkerungszahl im Reich der Mitte scheint es offensichtlich aus dem Ruder geraten zum sein.

Das Wort „Unwohlsein“, bekommt in China für uns eine ganz neue Dimension. Wir sind weltoffen aufgewachsen und möchten ein Volk nicht anhand einiger Idioten festmachen. Aber es gab einfach zu viele Idioten!

Vielleicht hat uns China gerade deshalb emotional so getroffen, dass wir den Glauben an die Menschheit beinahe verloren hätten. Nach ein paar Tagen oder Wochen begriffen wir dann, was wir falsch machten. Wir waren zu nett. Viel zu nett! Also machten wir es wie die Chinesen und kopierten sie. Gegen unsere Prinzipien gewöhnten wir uns an, die Menschen anzuschreien und ebenso die Ellenbogen einzusetzen. Leider funktionierte es nur auf diesem Weg. Es fühlte sich schrecklich an, da es unserer Denkweise und unserem Handeln komplett widerspricht.

Wir bemühen uns jedes Land neutral zu betrachten. Dabei wurden wir schon so oft positiv überrascht. Wir lieben das Reisen mit all seinen Vorzügen und der Neugierde, die es in uns weckt. Die Brutalität und Scheuklappengesellschaft Chinas jedoch, hat uns für einen Moment gebrochen. Wir können es schlichtweg nicht nachvollziehen, wie es den Menschen scheinbar egal ist, was um sie herum passiert. Der eigene Vorteil steht über allem. Selbstverständlich wollen wir nicht die netten Menschen außer acht lassen, die wir ebenfalls in diesem Land trafen. Und diesen Menschen sind wir sehr dankbar dafür, dass sie uns einen letzten Funken Hoffnung schenkten. Hoffnung darauf, dass aus dem tiefsten Abgrund der Menschheit eines Tages etwas Positives erwächst. Es wäre Ihnen zu wünschen und es wäre uns zu wünschen. Schließlich sind 1,4 Milliarden Chinesen gerade dabei die Welt zu erobern. Und das macht uns Angst!


Zu welchem Zeitpunkt wir den Reisebericht über China verfassen, können wir gegenwärtig nicht sagen.


 

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