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  • AutorenbildMaj & Rouven

Macau - It`s time for Gold

Aktualisiert: 7. Dez. 2019

Einen Katzensprung von Hongkong entfernt liegt das Land Macau. Hier herrscht ebenso eine undurchsichtige Definition des Landes wie in Hongkong. Wie sehr gehört es zu China? Nach unseren Erfahrungen im Reich der Mitte hofften wir auf nicht all zu viel Rotze und möglichst wenig Ellbogen um uns herum und setzten mit der Fähre über. Wir erwarteten ein kleines Land voller Casinos, spielwütiger Chinesen und fußläufig erreichbaren Highlights. Die Dimensionen des Landes verzerrten sich spätestens beim Verlassen des Hafens. Auf mehreren Inseln verteilt, konnten wir die Skylines der jeweiligen Hochhäuser nur erahnen und befanden uns nach einer kurzen Busfahrt im Herzen der Altstadt Macaus. Aus hektisch, laut und unaufgeräumt, transformierte sich dank der Seitenstraßen schnell ein ruhiger und friedlicher Ort um uns. Eine wirre Mischung verschiedenster Gebäude und Stile umgab uns.









Die Sonderverwaltungszone Chinas hat eine mindestens 6000 Jahre alte Geschichte und ist geprägt von den vielen verschiedenen Einflüssen der letzten Jahrhunderte. Der Einfluss Portugals ist nach wie vor spürbar und bot unseren Augen eine willkommene, europäische Abwechslung.

Gespickt mit alten Festungen, katholischen Steinkirchen und bunten Fliesen, wandelten wir zwischen der Zeit.






Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Macau an das portugiesische Königreich verpachtet und war bis Ende der 1990er eine portugiesische Kolonie. Macau, ehemals von Fischern und Bauern besiedelt, wurde zum Freihafen Portugals und sicherte ihnen die Vormachtstellung im asiatischen Raum. Aufgrund der Neutralität Portugals während des zweiten Weltkrieges, bot Macau Schutz für viele Flüchtlinge und gewährte den Menschen einen sicheren Ort. Das Land ist heutzutage eine Ergänzung sowohl für Hongkong als auch für China und ist selbst nach der endgültigen Rückgabe Portugals 1999 kein ganz eigenständiges Land. Derzeit kommt der spürbar größte Einfluss unmittelbar aus China. Bei der Wiedervereinigung Chinas mit Macau, sagte der damalige chinesische Präsident, dass die Rückgabe der finale Abschluss der Kolonialherrschaften in Asien ist und setzt demnach ein Meilenstein in der Geschichte Asiens. Oder war es lediglich eine neue Machtpositionierung Chinas?

Wir passierten die Fußgängerzonen der Altstadt, die von vielen fleißigen Händen bereits für die weihnachtliche Stimmung festlich dekoriert wurden. Die schmalen Straßen führten uns durchs Künstlerviertel, dass mit seinen kleinen Cafés und individuellen Galerien eine ganz besondere Atmosphäre auf uns ausübte. Die Sonne schien vom Himmel und eine frische Brise umgab uns. Bei den Ruinen einer alten Kathedrale angekommen, stiegen wir die naheliegende Festung empor und überblickten das Stadtbild vor uns. Riesige Plattenbauten wechselten sich mit kleinen Wellblechhütten ab.






Die Kanonen auf der Festung konnten den europäischen Einschlag nicht leugnen und wie zum Abschuss bereit, zielte eine Kanone direkt auf das prolligste Gebäude weit und breit. Das „Grand Lisboa“ Hotel und Casino, das Monstrum aus Gold. Es zog uns magisch an und nach einem kleinen Spaziergang, vorbei an portugiesisch gefliesten Mauern, erblindeten wir beinahe beim Anblick. „It´s time for Gold“, war das Credo der Architekten und sollte nur eines ausdrücken: Wir haben die Dicksten! Lediglich der alte Eingangsbereich versprüht noch etwas Nostalgie. Im Casino selbst war die Hölle ausgebrochen. Jeder Tisch, jede Slotmachine, jeder noch so kleine Automat war von mehreren Chinesen gleichzeitig belagert und die Stimmung war elektrisierend.

Es wunderte uns nicht mehr, dass die Umsätze der Casinos in Macau siebenmal höher sind, als die von Las Vegas. Macau ist schließlich der einzige Ort für 1,4 Milliarden Chinesen, an dem sie Glücksspiel betreiben dürfen.




Verblüfft und fasziniert, wollten wir uns noch ein wenig mehr Las Vegas Feeling holen und ließen uns vom nächsten Shuttlebus auf die Insel Taipa kutschieren. Wir waren kaum angekommen, da standen wir bereits mitten drin und Venedig lag uns zu Füßen. Schon Las Vegas erkannte vor vielen Jahren die Schönheit einiger romantischer Städte Europas und baute unter anderem Paris und Venedig in Form eines Hotel Casinos nach.

Wie in China üblich, setzte auch Macau auf die Methode: „Kopieren ist einfacher als selber denken“. So wurden die Casino Komplexe „Paris“ und „Venedig“ aus Las Vegas, 1:1 geklont. Einzig die Ausmaße wurden etwas nach oben skaliert. Die Chinesen sind wohl das einzige Volk, dass selbst vor einem Doppelfake keinen Halt macht. Wir betraten die Kopie der Kopie und waren plötzlich in einer Zeitreise zurück in den USA. Gefühlt standen wir in diesem Raum, mit seinen Gondeln, den venezianischen Gebäuden und dem Canal Grande, bereits vor drei Monaten.






Anders als in den USA, waren die Sicherheitsbestimmungen hier natürlich nach chinesischem Standard. Sprich, alles wurde bis auf den letzten Winkel überwacht. Demzufolge, musste Rouven auch sein Cap nach hinten drehen, damit sein Gesicht frei zugänglich für alle Kameras war. Auf Nachfrage, diente diese Maßnahme selbstverständlich zu unserer eigenen Sicherheit. Das klang einleuchtend! Wir flanierten durch die kleinen Wege der Shoppingmalls innerhalb des Casinos. Eine weihnachtliche Stimmung umgab uns. Es glitzerte von der Decke und in der Mitte eines Atriums strahlte ein mächtiger Weihnachtsbaum. Natürlich war der mächtig, was auch sonst!?



Diese unwirkliche Welt um uns herum hätte kitschiger und weiter entfernt von der Realität kaum sein können. Selten fühlte sich ein Land so widersprüchlich an wie dieses. Macau war ein aufschlussreicher Tagesausflug, den wir in dieser Form nicht erwartet hatten. Die Fähre brachte uns am Abend zurück nach Hongkong und wir waren froh, wieder in der Realität zu ankern.



 



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