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AutorenbildMaj & Rouven

Malaysia - Am Schmelztiegel der Kulturen

Aktualisiert: 27. Jan. 2020

KUALA LUMPUR | PENANG | GEORGE TOWN


Ein ganz besonderer Meilenstein auf dieser Weltreise sollte das 13. Land werden. Schon öfter hatten wir das Privileg, dass uns Freunde und Familie auf unserem Weg begleiten. Auch in Malaysia würden wir nicht alleine reisen. Für drei Wochen wollten wir mit Melli aus Hamburg die Welt entdecken.

Trotz dieser freudigen Aussicht bestiegen wir schweren Herzens die Maschine Richtung Malaysia, denn der Abschied aus dem für uns so berührenden und herzlichen Land Kambodscha fiel uns nicht leicht. Von einem Miniaturflughafen starteten wir in Richtung Kuala Lumpur und landeten auf einem internationalen Umschlagplatz. Nach einer sehr langen und zudem unorganisierten Immigration, bei der wir zu allem Übel auch noch die falsche Warteschlange ausgesucht hatten, wurden wir um so herzlicher empfangen. Mellis weit geöffnete Arme warteten bereits auf uns und schenkten uns in diesem Moment ein vertrautes Heimatgefühl. Aus dem Reise-Duo war ein Trio geworden und allesamt freuten wir uns auf die gemeinsame Zeit.



Im Hotel in Kuala Lumpur angekommen, fielen wir nach einem kurzen Abendessen müde ins Bett und begrüßten diese pulsierende und lebendige Stadt neugierig am nächsten Morgen. Die schwüle Luft und sengende Hitze ließ uns diesen Tag eher gemächlich beginnen und so flanierten wir durch das Bukit Bintang Viertel vor unserer Haustür. Jede Shoppingmall auf unserem Weg wurde durchquert, jede Klimaanlage mitgenommen und wir genossen die Großstadt mit internationalem Flair. International ist Kuala Lumpur nicht nur aufgrund der Touristen, denn in dieser Metropole prallen alle Kulturen wie ein bunt leuchtendes Feuerwerk aufeinander. In Harmonie und Einklang leben vier verschiedene Religionen beisammen. Für Konflikte oder Anfeindungen gibt es keinen Platz. Während die Hindus ihren Gottheiten Blumenschmuck umhängen, singt der Muezzin in der Moschee nebenan und junge moderne Frauen laufen in kurzen Kleidern über die Straße. Die Menschen sind freundlich, sie grüßen sich und niemand scheint sich an seinem Nachbarn zu stören. Ein friedvolles Gefühl umgab uns. Für einen kurzen Moment schwelgten die Gedanken zu all dem Hass auf dieser Welt, zu all den Meinungsverschiedenheiten und zu all den Kriegen, die aufgrund unterschiedlicher Glaubensrichtungen seit Jahrtausenden geführt werden. Spaziert man durch die Viertel Kuala Lumpurs, spürt man die Unterschiede der einzelnen Religionen und kulturellen Hintergründe, doch ebenso spürt man die Nächstenliebe und besonders die gegenseitige Akzeptanz.

Als auch das zweite Wechsel-Shirt durchgeschwitzt war, kehrten wir zu unserem Hotel zurück und erfrischten uns in der großzügigen Pool Anlage. Um dem ersten gemeinsamen Reisetag mit Melli eine stilvolle Abrundung zu geben, schmissen wir uns am Abend in Schale und gingen zur Heli Lounge. Einem Helikopter Landeplatz, der Abends in eine hippe Bar und einem beliebten Touristenspot umfunktioniert wird. Wir genossen die Aussicht, die Gespräche zu Dritt, den Sonnenuntergang und balancierten auf der Skyline. Da die Preise auf der Karte ähnlich hoch waren, wie das Stockwerk auf dem wir saßen, verabschiedeten wir uns nach einem Drink von diesem Hotspot.




Kurze Zeit später fanden wir uns auf weniger hippen, dafür umso authentischeren Plastikstühlen eines kleinen Local-Restaurants wieder. Mittels Zeichensprache, Fotos der Speisen und behelfsmäßigen Englisch, bestellten wir einige Gerichte und die Belohnung folgte auf dem Silbertablett. Ein delikater Mix aus Indisch-Malayischen Köstlichkeiten verwöhnte unsere Gaumen. Bei der Rechnung checkten wir mehrfach unsere Währungsrechner Apps und kamen immer zum selben Ergebnis: Köstliches Essen zu fast schon lächerlich niedrigen Preisen. Tatsächlich war es auch in den nachfolgenden Tagen die Bevölkerungsgruppe mit indischen Wurzeln, die sich zunehmend in unsere Herzen schlich. Ein ehrliches Lächeln und die pure Freundlichkeit, ist so viel schöner, als jede Verständigung durch Sprache. Um den Hindus und ihrem Glauben noch ein Stückchen näher zu kommen, begaben wir uns am Folgetag früh Morgens zu den Bat Caves. Diese Kalksteinhöhlen liegen im Umkreis von Kuala Lumpur und beherbergen mehrere hinduistische Tempelanlagen. Bunte Treppenstufen in verschiedenen Farbabstufungen fächerten sich vor unseren Augen auf. Wir betraten die erste, der 272 Treppenstufen zu der größten und höchsten Tempelhöhle und viele Gläubige pilgerten mit uns gemeinsam den farbenfrohen Aufgang empor.

Laute Gesänge krakelten aus den blechernen Lautsprechern am Eingang und umhüllten uns in indische Klänge. Aus laut wurde weniger laut und still und leise beobachteten wir eine Zeremonie mit Waschungen und Gebeten im inneren des Tempels. Wir erblickten Affen, die nach Leckereien Ausschau hielten und tauchten in die knallbunte Welt um uns herum ein.










Wir ließen die Tempelanlagen hinter uns und fuhren zum eigentlichen Wahrzeichen Kuala Lumpurs. Vor uns ragten die 1998 erbauten Zwillingstürme „Petronas Towers“ stolze 452 Meter in die Höhe.

Der angrenzende Park bot weitere Ansichten auf diese ungewöhnliche Architektur. Die Mittagshitze vernichtete all unsere Akklimatisierungsversuche und wir erlagen der Schwüle.



Eigentlich sollte nun Entspannung am Pool erfolgen, doch Rouven hatte andere Pläne. Schon bei unserer ersten Ankunft im Hotel, hatte er im Dunkel der Nacht die Silhouette eines Stadions vom Balkon erspäht. Insgeheim hatte er gehofft, dort 22 kleine Figuren auf dem Platz zu sehen und tatsächlich machten sich gerade zwei Mannschaften „warm“. Diese Einladung ließ sich der Herr Groundhopper natürlich nicht entgehen. Während Melli und ich uns in klimatisierten Räumen des Hotel aufhielten, raste Rouven wie von Sinnen mit seinem Stadtplan in der Hand Richtung Stadion. Da in Kuala Lumpur überall gebaut wird und die meisten Wege versperrt sind, musste er sich durchfragen und auf sein Bauchgefühl hören. Tat er aber leider nicht. Also auf sein Bauchgefühl hören. Das Durchfragen schon. Kurz vorm Ziel, fragte er nochmal einen Local, der ihn mit einer souveränen Aussage in die entgegengesetzte Richtung des Stadions lotste. Dank dieser Irreführung wurden aus dem 20 minütigen Spaziergang ein endloser Umweg. Doch nach einer knappen Stunde hatte er das Merdeka Stadion geentert. Triefnass schwang er sich die Stufen hoch, um glücklich festzustellen, dass das Spiel gerade erst angepfiffen wurde.

Das Stadion, das auch Independence Stadium genannt wird, ist einer der Orte, an dem die formelle Erklärung der Unabhängigkeit der Föderation Malaya am 31. August 1957 stattfand und das erste moderne Gebäude der Nation. 2008 erhielt das Stadium Merdeka den UNESCO Asia-Pacific Award for Excellence for Heritage Conservation. Für seine kulturelle Bedeutung und Ausgestaltung eines Unabhängigkeitserklärungsereignisses.








Seine Rückkehr kündete unseren Hunger an und nach einem unschlagbar leckeren Essen, sagten wir Kuala Lumpur nach dieser Stippvisite am nächsten Tag bereits Lebewohl. Mit dem Zug ging es 5,5 Stunden nach Butterworth, von wo aus wir mit der Fähre auf die Insel Penang übersetzten.

Nach einer weiterer Stunde im Taxi waren wir im kleinen Küstenort Batu Ferringhi im Norden der Insel angekommen. Für eine Woche hatten wir uns eine Unterkunft in einem Apartmentkomplex gemietet. Samt Pool, Fitnessraum und musikalischer Begleitung. Auf den letztgenannten Punkt hätten wir allerdings gerne verzichtet. Beim Blick vom Balkon zeigte sich eine omnipräsente Moschee in seiner ganzen Pracht. Wunderschön anzusehen, bildete sie das Zentrum inmitten der umgebenden Wellblechhäuser. Die zahlreichen Lautsprecher oberhalb des Minaretts ließen nichts Gutes erahnen. So gerne wir tagsüber die Gesänge des Muezzin aus einer Moschee hören, um so schlafraubender wird es nachts.



Rouvens Vorahnung sollte sich in der Nacht bzw. am Morgen, um Punkt 05:45 Uhr bewahrheiten. Leidgeprüft mussten wir die kläglichen Gesänge des Muezzin ertragen. Da halfen auch keine Ohrenstöpsel oder drei Kissen auf dem Kopf. Das schiefe Gejaule kroch mit jedem Dezibel mit unter die Bettdecke. Hätte man sich an den Singsang noch gewöhnen können, war spätestens beim Verlesen der Nachrichten und Koranverse Schluss mit Schlaf. Fleißig schmetterte er eine Stunde seine Triaden über die Wellblechdächer, die den Schall auch noch potenzierten.

Von da an saßen wir jeden Morgen senkrecht im Bett und fragten uns, weshalb niemand etwas von der Moschee in den Rezensionen bei Airbnb erwähnt hatte…

Es half nichts, wir passten unsere Schlafenszeiten dem Muezzin an und erholten uns tagsüber am Pool. Obwohl der Stand direkt vor unserer Haustür lag, hatten wir allesamt keine Lust uns in die Fluten zu stürzen. Das Wasser war wenig einladend und so bevorzugten wir den frischen Duft von Chlor in unserem Infinity Pool. Immerhin mit Meerblick und ohne Quallen im Wasser.



Abgesehen von den Sangeskünsten des Muezzin, war die Wohnlage sehr entspannt und erholsam. Während wir zwischen Urlauben und Reisen sehr wohl unterscheiden, freuten wir uns nun auf ein paar Wochen Ruhe mit mehr Urlaubsanteil. Ruhe vom Sightseeing, vom Trubel und vom Reisealltag. Nachdem wir bereits auf der Insel Koh Rong Sanloem in Kambodscha etwas runter kamen, knüpften wir hier am Gefühl der Entspannung an und gemeinsam mit Melli räkelten wir uns die kommenden Tage am Pool. Bei den zehn mitgebrachten Sonnenmilch Tuben von Melli, war an Sonnenbrand ohnehin nicht zu denken und so konnten wir vogelfrei in der UV Strahlung brutzeln.

Wir aßen gutes Essen, lachten gemeinsam viele Stunden, schwiegen, redeten über Gott und die Welt und merkten schnell, wie harmonisch wir als Dreigestirn funktionierten. Während Rouven fleißig in die Tastatur des Laptops hämmerte und recherchierte, gönnten Melli und ich uns eine Fußmassage, die kontrastreicher nicht ablaufen konnte. Während Melli vergeblich darauf wartete, dass die Masseurin endlich mal mit einer kraftvollen Druckmassage anfing, entstammte meine Masseurin allem Anschein nach dem hiesigen SM Studio, der es offensichtlich viel Freude bereitet, Menschen Schmerzen zuzufügen. Selbst meine winselnden Schreie schienen sie nur weiter anzuspornen und so zählte ich die Zeiger auf der Uhr. Neidisch blickten Melli und ich auf den jeweils anderen Masseur.

Die Tage verschmolzen miteinander und vergingen viel zu schnell. Um doch noch etwas Kultur zu schnuppern, machten wir einen Tagesausflug nach Georgetown. Wir hätten uns keinen besseren Tag für dieses Unterfangen aussuchen können. Dieser Tag war gefühlt der heißeste auf unserer bisherigen Reise…





George Town hat sich zu einem Zentrum für Street Art in Südostasien entwickelt und bietet vielen Fotobegeisterten fantastische Motive. Weltweit Anerkennung erhielt die Stadt sowie der Künstler Ernest Zacharevic, nachdem dieser 2012 sechs Kunstwerke anlässlich eines Kultur-Festivals in Georgetown schuf. Seither wird die Kunst auf den Straßen, an den Mauern, Laternenpfeilern, Fenstern und was den Künstlern sonst noch zwischen ihre kreativen Hände gerät, jährlich mehr. Während der Künstler Ernest Zacharevic fortan durch die Welt zieht und unter anderem in New York, Barcelona und Singapur auf sich aufmerksam macht, pilgert die ganze Welt nach George Town um die Streetart Werke zu bewundern. Selbst Kreuzfahrtschiffe verschonen das kleine Island nicht. Auch wir wollten uns in das Getümmel und die Arme der Kunst werfen.

So betraten wir die Altstadt George Towns, das UNESCO Weltkulturerbe und unsere Schnitzeljagd nach den besten Motiven begann. Während uns der Schweiß den Körper entlang lief und wir aussahen, als hätten wir bei einem Wet T-Shirt Contest mitgemacht und gewonnen, ließen die ersten Kunstwerke glücklicherweise nicht lange auf sich warten.






Zu unserem Bedauern, waren einige Objekte gänzlich übermalt oder auf unbekannte Weise verschwunden. Andere Werke waren in eher kritischem Zustand. Halb abgeblättert waren sie kaum noch zu erkennen und wieder andere wirkten wie frisch gemalt. Zwischen all den Kontrasten und der Faszination, verstanden wir den Hype um die besondere Atmosphäre der Stadt. Einige Kunstwerke laden den Besucher zur Interaktion ein und ganz plötzlich und ohne viel Aufregung, waren wir selbst Teil der Kunst. Die Sprache der Bilder ist einzigartig und sie schafft es, den Besucher für einen kurzen Augenblick in ihren Bann zu ziehen.








Als wir gerade auf der Suche nach etwas Erfrischung waren, fiel mein Blick in das Rinnsal zwischen Bordstein und Straße. In Asien sind diese breit gebaut und dienen für die Kanalisation und für den Regenabfluss. Unbekümmert und den Kopf noch voller farbenfroher Kunst, verstand ich zunächst nicht recht was ich dort im Abfluss sah. Als mein Hirn dann jedoch schaltete, sprang ich mit einem lauten Schrei davon. Gefolgt von Rouven und Melli, die jedoch noch nicht ganz zu verstehen schienen. Einen zweiten schüchternen Blick später jedoch, sahen wir alle drei was dort unten lauerte. Ein gigantischer Waran, in der Größe eines mittelgroßen Krokodils, zischelte und erkroch sich seinen Weg unter uns. Viele ungewöhnliche Tiere begegneten uns bereits auf dieser Reise, einige größer, andere kleiner, einige gefährlicher, andere harmlos und manche waren sogar dauerhafte Gäste in unseren Unterkünften. Doch mit einem Waran in dieser Dimension, mitten in einer Großstadt, hätten wir alle nicht gerechnet.

Auf Abstand machten wir schnell einige Beweisfotos und suchten mit Gänsehaut das Weite.



Ein ereignisreicher Tag mit vielen schönen Eindrücken neigte sich dem Ende und nach der unerträglich Hitze waren wir alle froh, als wir zum Tagesabschluss die Abkühlung im Pool fanden. Die unaufgeregten Tage in Penang, die wir zum Entspannen und Arbeiten am Blog nutzten, taten uns gut. Melli kam in ihrem Urlaub an, Rouven und ich fanden Ruhe und konnten unsere To Do Liste abarbeiten und wir verbrachten eine schöne und freundschaftlich intensive Zeit in Malaysia. Mit frischem Wind fuhren wir nach einer Woche Richtung Flughafen und verließen unser 13. Land mit gemischten Gefühlen und einer Person mehr neben uns im Flieger. Aufgrund der Regenzeit in großen Teilen Malaysias, waren unsere Möglichkeiten eingeschränkt. Was wir von dem Land gesehen haben, war dafür ganz wunderbar. Insbesondere die Natur ist ein Potpourri aus allen Herren Ländern. Ein ebenso guter Mix, wie die unterschiedlichen Ethnien, die in Malaysia beheimatet sind.



 

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