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  • AutorenbildMaj & Rouven

#storyderwoche 04

Aktualisiert: 21. Dez. 2019

Ein Hund namens "Mango".


Wir freuten uns nun endlich an der karibischen Küste in Belize angekommen zu sein und hatten hier nicht sonderlich viel vor. Unbedingt wollten wir jedoch einen Schnorchelausflug zu den Silk Cayes machen. So schauten wir uns nach geeigneten Reiseagenturen um und stießen an Tag zwei auf Fred und Ruth. Die beiden leiten die Agentur Privasea Adventures und wir verstanden uns auf Anhieb gut. Wir wurden herzlich aufgenommen und waren sofort Teil der Familie.

Fred ist ein authentischer Lebemann und nimmt dich, während er spricht, komplett in seinen Bann. Er kommt ursprünglich aus Amerika, mag seine Landsleute allerdings nicht besonders. Wie soll man euch Fred beschreiben? Er ist von unten bis oben charismatisch; ein Bär von einem Mann, mit riesigen Pranken und kastenförmigen Füßen. Der Unterleib hätte als Hulk Double durchgehen können, wären da nicht die blau lackierten Fußnägel?! Die Haut vom Leben gezeichnet und von der Sonne gegerbt. Er ist ein bunter Vogel und das spiegelt sich auch in seiner Kleiderwahl wieder. Alle Pastellfarben dieser Welt vereint auf Freds Körper. Sein graues Haar versteckte sich unter dem kläglichen Versuch die Haare braun zu tönen. Das Resultat war Senf. Er besitzt/besaß mehrere Privatinseln und veräußerte einige von denen in der Vergangenheit. Weshalb er sich satte 23 Jahre!!! Auszeit nahm und die Welt bereiste. Nicht wie wir "nur" 13 Monate. Bis er Ruth kennenlernte und sich vor 10 Jahren in Belize niederließ. Er ist 71 Jahre alt, wovon man optisch locker 10 Jahre abziehen kann. Wir liebten alle Facetten von den beiden und besonders die fürsorgliche aber durch und durch verpeilte Art von Fred machte ihn so liebenswert. Das drückte sich auch in folgender Geschichte aus.

Wir buchten also unseren Schnorchelausflug zu den Silk Cayes und Laughing Bird Island. Am nächsten Tag liefen wir erneut zu den beiden in die Agentur, denn wir mussten den Ausflug noch bezahlen. Rouven fragte nach einem kleinen Discount, da wir als Weltreisende auf einem schmalen Taler unterwegs sind und die hiesigen Touren meist mehrere hundert US Dollar kosten. Fred liebte die offene Art und räumte uns sogleich einen Rabatt ein. Als Weltenbummler weiß er, wie es uns geht. Das Wetter in Placencia wurde von Tag zu Tag rauer und windiger und unser Schnorchelausflug verschob sich. Zum Glück waren wir flexibel und die Agentur auf unser Wohl aus. Da lud Fred uns ein, mit ihm zu einer kleinen Insel rauszufahren. Er müsse dort sowieso Mango füttern und wir könnten dort ein wenig schnorcheln. Mango? Wer war Mango?

Es war einmal vor zwei Jahren, da fuhr Fred mit seinem Boot auf eine einsame Insel. Dort war nichts, außer der üppigen Natur und dem Meer. Und plötzlich war da noch etwas. Ein schüchternes Fellknäuel! Ein kleiner Hund lugte hinter einer Palme hervor. Wie kam der nur hierher? Bis heute kann niemand eine Antwort darauf geben und wie er dort allein auf sich gestellt überlebte. Die Insel liegt 3 Meilen vor der Küste Placencias und gehört dem Staat Belize.

Seit jenem Tag an, fährt Fred fast täglich hinaus auf die Insel, um sich liebevoll um das Tier zu kümmern. Der Hund bekam den passenden Namen Mango und wurde aufgepeppelt.

Aufs Festland will Mango nicht und auf das Boot bekommt man ihn erst recht nicht. Viel Arbeit und Liebe steckt Fred in die Beziehung zu „seinem“ Hund. Er wurde von den lokalen Zeitungen bereits als „Stillen Helden von Placencia“ betitelt. Völlig zurecht!

Wir waren begeistert von der Idee und freuten uns auf den nächsten Tag. Pünktlich um 10:00 Uhr saßen wir in seinem Büro und um 11:30 Uhr ging es auch schon los. Die Uhren ticken hier deutlich langsamer und Fred hat sowieso keine um. Er kaufte noch schnell ein Eis und wir waren neidisch. Das holen wir uns auch nachher, wenn wir wieder an Land sind. Die See war schroff und so klatschten wir über das Meer. Keine 15 Minuten später sichteten wir „Mango Island“ und es wurde schlagartig ruhig. Wir befanden uns im Windschatten und das Meer klarte sich vor unseren Augen auf. Herrlich!

Und da passierte es, das braune Fellbündel schoss aus dem Busch und stolperte aufgeregt ins Wasser. Das muss dann wohl Mango sein. Er bellte, rollte sich im Meer, schlug Rad und mehrfach Saltos. Er jaulte vor Freude auf und sein Schwanz wedelte in alle erdenkliche Richtungen. Zur selben Zeit verwandelte sich auch Fred zu einem 10 jährigen Jungen, der seinen Hund endlich wieder bei sich hatte. Er setzte seine Hundesprache ein und begrüßte Mango. „Yes you Little boy. I missed you too you stinky little Mango! Have you been a good boy? I know you were!!! Come here Mango, I’ve got you an Icecream!“ Aha! Das eben gekaufte Eis war nicht etwa für Fred, sondern für den Hund. Und wie sollte es auch anders sein, die Eis-Sorte war natürlich Mango. Er genoss sichtlich die Abkühlung von Innen und schlabberte das Döschen aus. Er sei immer auf dieser Seite der Insel, betonte Fred. Hier weht ein laues Lüftchen und der Strand ist schöner. Gute Wahl kleiner Mann!

Von der Nasenspitze bis zu den Augen, von Kopf bis Pfote, Mango war vollständig hellbraun. Wunderschön und sehr gesund sah er aus. Und erstaunlicherweise war er alles andere als schüchtern. Fred betonte noch, dass er mehr Angst vor dunkelhäutigen Menschen hat. War Mango also ein kleiner Rassist? Oder Mitglied des Ku-Klux-Klan? Wohl die schlechte Erfahrung vor seinem Insel Exil, deutete Fred an. Wir begrüßten den braunen Fleck, anfassen jedoch durfte ihn, wenn überhaupt, nur Fred. Also doch schüchtern.

Wir genossen die Einsamkeit um uns herum und schnorchelten eine Weile durch die Wellen. Die Korallen waren toll und das Wasser glasklar. Fred und Mango warteten am Ufer und beide genossen die Zeit sichtlich. Als das Wetter sich weiter zuzog und der Himmel am Horizont dunkelgrau wurde, war es Zeit zu gehen. Alle wurden ein wenig traurig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Mango nicht versteht, wieso wir nicht alle bei ihm auf der Insel bleiben. Ein letzter Versuch ihn doch aufs Boot zu holen scheiterte und so zogen wir von Dannen. Der braune Fleck wurde in der Ferne immer kleiner und wir ließen ein Stückchen unserer Herzen bei ihm. Was ist dem Kerl bloß widerfahren und was leistet Fred alles. Mit großem Herz und viel Verstand! Auf solche Menschen und auf solche Momente im Leben kommt es an. Das lernen wir auf dieser Reise immer wieder. Welch besonderer Augenblick, welch besondere Geschichte. Wir drücken Fred die Daumen, dass er Mango eines Tages an Land bringen und sich rund um die Uhr um ihn kümmern kann. Wir würden es beiden so sehr wünschen.



 

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